Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Einigung im Streit um Arzthonorare Mehr als eine Frage des Geldes Martin Fröhlich

Aus heiterem Himmel, zumindest sah es für
Außenstehende so aus, haben sich die gesetzlichen Krankenkassen und
die Ärzte auf eine Honorarerhöhung geeinigt. Damit wird in diesem
Jahr nirgendwo im Land ein Patient an einer geschlossenen Praxistür
das Wort „Streik“ lesen. Das ist eine gute Nachricht. So viel zum
kurzfristigen Effekt der Einigung. Ob 800 Millionen Euro ausreichen,
ist schwer zu beurteilen. Zu kompliziert ist das Geflecht der
Bestimmungen. Doch anders als vor 15 Jahren geht es heute um mehr als
die Frage einer angemessenen Vergütung. Die Attraktivität des
Berufsbildes niedergelassener Arzt steht auf dem Spiel. Vor allem
beim Hausarzt. Hier fehlen Nachrücker für die vielen Mediziner, die
demnächst aufhören. Für angehende Mediziner sind finanzielle
Aussichten angesichts von 60-Stunden-Woche, Nacht- und
Wochenendbereitschaft und betriebswirtschaftlicher Verantwortung für
eine Praxis von zentraler Bedeutung. Nun erhalten die Hausärzte neben
dem allgemein erhöhten Honorar explizit 132 Millionen Förderung. Ein
kleines Signal. Mehr aber nicht. Der Facharztbereich erhält dasselbe.
Zumindest werden Hausbesuche in einer immer älter werdenden
Bevölkerung endlich in den Fokus gerückt. Für die Patienten wird es
wohl teurer. Die Kassen werden sich die Mehrausgaben voraussichtlich
über Zusatzbeiträge zurückholen.

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