Flüchtlinge gehen uns alle an. Da gibt es keine
Ausnahme. Mitmenschen, egal welcher Hautfarbe und Nation, muss
geholfen werden, wenn sie unverschuldet in Not geraten sind. An
dieser ersten Menschenpflicht sollte es nichts zu deuteln geben. Und
trotzdem gibt es innerhalb der Europäischen Union immer wieder
Diskussionen und Streit darüber, wer wann wie viele Flüchtlinge
aufzunehmen hat. Die ungarische Regierung ging sogar noch einen
Schritt weiter und erklärte, Ungarn sei voll. Ihre Entscheidung,
vorerst keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen, sorgte für blankes
Entsetzen in Brüssel. Mittlerweile hat die Regierung von Viktor Orbán
diese einseitige Aussetzung der Gemeinschaftsverträge zwar wieder
zurückgenommen, doch ein fader Beigeschmack bleibt. Für europäische
Mitgliedsstaaten mit EU-Außengrenzen ist es fast unmöglich,
Flüchtlinge in unbegrenzter Anzahl aufzunehmen, ihre Asylanträge zu
prüfen, zu bearbeiten und zu entscheiden, wer wieder gehen muss. Hier
sind alle Mitgliedsstaaten der Union gefragt und gefordert, an einem
Strang zu ziehen, den Menschen in Not zu helfen und ihnen wenigstens
ansatzweise ein würdiges Leben zu bieten. Wenn – aus welchen Gründen
auch immer – keine Hilfe vor Ort in den Krisenstaaten erfolgen kann,
dann sollten Regierungen, Kirchen und Organisationen sich
unbürokratisch zusammentun und helfen. Früher hat man dies
Gastfreundschaft genannt. Noch heute gibt es Länder, in denen
Gastfreundschaft das höchste Gut ist. Dort wird keiner in die Wüste
geschickt, jeder erhält mindestens für eine Nacht ein Dach über dem
Kopf, und die oft karge Mahlzeit wird geteilt. Ist es in unserer
Konsumgesellschaft zu viel verlangt, unseren Wohlstand mit Ärmeren zu
teilen? Müssen wir deswegen am Hungertuche nagen? Mit Sicherheit
nicht. Selbst wenn wir uns kurzzeitig ein wenig einschränken müssten,
wäre das durchaus zu akzeptieren. Also reißen wir die Zäune nieder
und reichen den Mitmenschen in Not die Hand.
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