Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Evangelische Kirche verliert Mitglieder In der Krise Lothar Schmalen

Die Zahl der Austritte aus der evangelischen
Kirche, die am Wochenende bekannt wurden, lässt aufhorchen. Offenbar
verlassen in Deutschland Menschen in Scharen ihre Kirchen. Zwar gibt
es von katholischer Seite bislang keine verlässlichen Zahlen, doch
sprechen viele Anzeichen dafür, dass die Entwicklung auch dort nicht
gänzlich anders verläuft. Die Veränderung im Steuerrecht, die nach
Angaben mancher Kirchenleitung die Austrittswelle ausgelöst haben
soll, ist eher marginal. Die gleiche Kirchensteuer, die auch schon
bislang auf Kapitalerträge abgeführt werden muss, wird nun
automatisch an den Fiskus überwiesen. Kein ehrlicher Steuerzahler
muss deshalb auch nur einen Cent mehr an Mutter Kirche abführen. Dass
dies dennoch zu einer regelrechten Austrittsbewegung führt, zeigt,
wie wenig vielen Menschen in Deutschland die Zugehörigkeit zur Kirche
bedeutet. Im Grunde genommen ist es nur folgerichtig: Wenn im
Alltagsleben die kirchliche Bindung keine Rolle mehr spielt, warum
dann noch Mitglied der Kirche sein? In der Krise sind in der modernen
Gesellschaft eben nicht nur die Kirchen, sondern der christliche
Glaube insgesamt.

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