Das Szenario für die Neuordnung der FDP scheint
zu stehen. Seit den Wahlen in Schleswig-Holstein und NRW wird immer
klarer, dass die Zukunft der Liberalen auf den NRW-Vorsitzenden
Christian Lindner ausgerichtet wird. Dem noch amtierenden
Bundesvorsitzenden Philipp Rösler traut niemand mehr die Wende zu.
Für Röslers Ablösung gibt es drei Szenarien: Fliegt die FDP bei der
Wahl in Röslers Heimat Niedersachsen 2013 aus dem Landtag, folgt
daraus unmittelbar der Abgang des FDP-Chefs. Schafft sie den
Wiedereinzug knapp mit fünf Prozent, wird Röslers Ablösung
schwieriger werden, im Ergebnis aber unvermeidbar. Landet sie bei
acht Prozent, dann könnte die dringend nötige Neuordnung noch
scheitern. Denn darum geht es: Die Zeit der konservativ-neoliberalen
Ausrichtung der Liberalen à la Milton Friedman geht zu Ende. Sie muss
auch angesichts des Desasters eines entfesselten unregulierten freien
Marktes als gescheitert gelten. Der Liberalismus hat in Deutschland
eine größere Tradition. Sie ergänzt die Freiheit zu selbständigen
Entscheidungen des Einzelnen mit der Verantwortung zu sozialem
Engagement und Mitgefühl. Letzteres ist in der Ära Guido Westerwelle
amputiert worden. Es war Christian Lindner, der diese Tradition
wieder hervorgeholt hat aus den liberalen Kellern. Der
schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Wolfgang Kubicki hat nun
die Rückbesinnung darauf verlangt. Zu Recht. Es kann der Beginn einer
umfassenden politischen Wende in Deutschland sein. Nicht ohne Grund
entwirft Kubicki zugleich das Bild einer neuen, sozial-liberal-grünen
Koalitionsregierung unter Peer Steinbrück. Das ist das neue
Wunschziel einer neuen FDP. Christian Lindner wird sie anführen.
Gestern schwieg er zu den Ideen seines Parteifreunds. Es war ein sehr
lautes Schweigen, das bis nach Berlin zu hören war.
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