Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Frauenduell auf dem Europa-Parteitag der Grünen Jugend ist nicht alles alexandra Jacobson, Berlin

Man kann nicht sagen, dass die Grünen den Schock
der Bundestagswahl schon überwunden hätten. Aber eine Schlappe heißt
ja nicht, dass alle Gewissheiten über Bord geworfen werden sollten.
Ein Pfeiler der grünen Programmatik besteht in dem leidenschaftlichen
Bekenntnis zur Europäischen Union. Auch bei dem Parteitag in Dresden
beeindruckte einmal mehr, mit welchem Feuer und welcher Zärtlichkeit
die Grünen über das europäische Projekt reden. Nicht weil in Brüssel
alles zum Besten stünde, sondern weil die Verwerfungen auf diesem
Kontinent heute eben nicht mehr in Weltenbrände münden, sondern in
zivile Formen der Auseinandersetzung. Gerade in diesem Jahr, in dem
des Beginns des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gedacht wird, ist es
wichtig, an diese großen Linien zu erinnern. Der 57-jährigen Rebecca
Harms ist eine glänzende Bewebungsrede für die Spitzenkandidatur bei
der Europawahl gelungen. Ihr Plädoyer für die Weiterentwicklung des
„weltweit großartigsten Versuchs einer transnationalen Demokratie“
weckte Begeisterung. Harms war bisher noch nicht als mitreißende
Rednerin aufgefallen. Da mag geholfen haben, dass ihr in Gestalt der
32-jährigen Ska Keller eine Konkurrentin dicht auf den Fersen war.
Doch Kellers Rede klang eher hölzern und längst nicht so
erfahrungsgesättigt wie die von Harms. Jugend allein ist eben nicht
alles.

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