Die Schlachtordnung beim G-20-Gipfel in Mexiko
ist schräg: Europa wehrt sich gegen den Rest der Welt und
Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht sich einer Einheitsfront von 19
Angreifern gegenüber. Schulden- und Eurokrise haben zu seltsamen
Koalitionen geführt, die im Wesentlichen nur ein Ziel haben: Jeder
der G-20-Staaten will die Schuld auf andere abwälzen und möglichst
keine zusätzliche Verantwortung übernehmen. Zwischen Palmen, Pools
und Golfplätzen in der mexikanischen Wüstenoase Los Cabos herrscht
Chaos und nackter Egoismus. Präsident Barack Obama kämpft mit dem
Rücken zur Wand. Wenige Monate vor den Präsidentenwahlen markiert er
den starken Ami und versucht von dem Versagen der eigenen Regierung
abzulenken. Die Weltwirtschaftskrise 2008/09 hatte ihren
Ausgangspunkt in den USA und deren Bankensystem. Außer vielen
radikalen Worten gegen den überbordenden Finanzkapitalismus hat Obama
seitdem nicht zustande gebracht. Auch das Haushaltsdefizit und die
Staatsverschuldung wachsen stetig weiter. Angesichts dieser Fakten
bedarf es schon einiger Chuzpe mit dem Finger auf Europa und speziell
die Deutschen zu zeigen. Jeder der 19 Staatenlenker hatte die selben
Möglichkeiten zur Krisenbewältigung beizutragen wie seinerzeit die
Große Koalition. Sie wurden nicht genutzt, was sich heute bitter
rächt; in Europa, in den USA bis in die BRIC-Staaten. Letzterer
Interesse sollte es zudem sein, den Euro zu stützen, denn vom Export
in die EU hängt weiteres Wachstum in den Schwellen-Staaten ab. Doch
bei allem Zwist haben die G-20-Staaten eines gemeinsam: an die Wurzel
des Übels will keiner ran. Vergeblich wartet man auf Vorschläge für
eine Weltwirtschaftsordnung und für eine Regulierung der Finanzmärkte
nach global verbindlichen Regeln.
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