Es geht um Gesten und das Atmosphärische, wenn
zum ersten Mal seit 1996 wieder ein deutscher Bundespräsident zum
Staatsbesuch nach Frankreich kommt. Seit François Hollande das Amt
des französischen Staatspräsidenten ausübt, seit 16 Monaten also,
sind die Beziehungen zwischen Berlin und Paris so problematisch wie
schon lange nicht mehr. Der Franzose war schon im Wahlkampf gegen
das deutsche Spardiktat zu Felde gezogen, später versuchte er
vergeblich, eine Allianz der Südstaaten zu schmieden, um den Einfluss
der Kanzlerin zu kontern. Gaucks Besuch fällt aber nicht mehr in
diese Phase mühsam kaschierter Konfrontation, sondern in eine der
Ungewissheit. Hollande hat die Hoffnung begraben, dass Angela Merkel
von Peer Steinbrück aus dem Kanzleramt verdrängt werden könnte, und
verinnerlicht, dass er auf Dauer keine Politik gegen Berlin machen
kann. Während es Deutschland ziemlich gut geht, steckt Frankreich
nach wie vor tief in der Krise. Hollande kann es sich kaum länger
leisten, die Pflege der Beziehungen zum wichtigsten Partner allein
auf die historische Dimension der Aussöhnung zu beschränken. Der
Besuch des Bundespräsidenten bietet ihm nun eine gute Gelegenheit,
den Boden zu bereiten für eine deutsch-französische Wiederannäherung
nach der Bundestagswahl.
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