Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Geplanter Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan Das Schönreden des Krieges geht weiter JENS MÖLLER

Was haben sich deutsche Politiker gewunden, die
Lage in Afghanistan beim Namen zu nennen: Krieg. Das war es, das ist
es. Und Deutschland war und ist dabei. Ob die Beteiligung eine kluge
oder eine dumme Entscheidung war, darüber lässt sich zu Recht
diskutieren. Aber das trauten deutsche Regierungspolitiker der
Bevölkerung offensichtlich noch nie zu. Den Beweis tritt die
Regierung gerade wieder an: Angesichts des geplanten Abzuges der
Bundeswehr werden krampfhaft Erfolgsmeldungen gesucht. Doch diese
wirken kümmerlich, sogar zweifelhaft angesichts der im Internet
veröffentlichten internen Bundeswehrberichte. Die Sicherheitslage in
Afghanistan hat sich demnach im Laufe des Jahres deutlich
verschlechtert. Heißt das nun, dass der Westen moralisch verpflichtet
ist, sich dort weiter für Demokratie und Menschenrechte zu
engagieren? Oder siegt die harte Erkenntnis, dass sich ein
zerrissenes Land wie Afghanistan nicht von äußeren Kräften befrieden
lässt? Beide Sichtweisen sind legitim und beide können sich aus der
Betrachtung derselben harten Fakten berufen. Ganz ohne das
unerträgliche Schönreden eines Krieges.

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