Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann
(CSU) hat gestern sehr bedenkliche Zahlen präsentiert. Immer mehr
Polizisten werden bei ihren Einsätzen zur Zielscheibe von Gewalt.
Fast in allen Bundesländern ist diese Entwicklung zu verzeichnen.
Neun von zehn Beamten wurden im Dienst bereits tätlich angegriffen
oder beleidigt. In Berlin beispielsweise stieg die Zahl der
Körperverletzungen zum Nachteil von Polizisten binnen Jahresfrist um
120 Prozent. Die Frage nach den Ursachen ist sicher nicht ganz
einfach zu beantworten. Ist es eine allgemeine Verrohung der
Gesellschaft, die zu solchen Ausschreitungen und Übergriffen führt,
oder agieren die Täter aus Frustration oder purem Spaß an der Gewalt?
Hat sich möglicherweise das Bild der Polizei gewandelt? Werden die
Beamten nicht mehr als „Freunde und Helfer“, sondern von vielen
Bürgern mittlerweile wieder als repressive Staatsorgane wahrgenommen?
Vermutlich ist es von allem etwas. Auffällig ist, dass die meisten
Angreifer betrunken sind oder andere Drogen genommen haben.
Zusammenkünfte und Feiern, die zunächst ganz harmlos begonnen haben,
enden immer öfter mit Polizeieinsätzen. Wie aus heiterem Himmel
fliegen dann plötzlich Flaschen oder Fäuste – sogar Rettungskräfte
werden ins Visier genommen. Es darf keinen Zweifel daran geben, dass
solche Übergriffe nicht geduldet werden dürfen und hart bestraft
werden müssen. Trotzdem besteht die Gefahr, dass hier ein
Teufelskreis in Gang gebracht wird. Es liegt in der Natur der Sache,
dass Polizisten, die bei jedem zweiten Einsatz im Wortsinn zum
Prügelknaben werden, sich wehren und dann vielleicht zu
Überreaktionen neigen. Allein auf Härte zu setzen ist aber kein
geeignetes Rezept, weil das am Ende in einen „Polizeistaat“ mündet.
An intelligenten Strategien zur Deeskalation führt daher kein Weg
vorbei.
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