Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Hilfen für Griechenland Wir geben nichts HANNES KOCH, BERLIN

Deutschland wird auch weiterhin gute Geschäfte
mit der Eurokrise machen. Obwohl ja die Bundesregierung jetzt einen
öffentlichen Sinneswandel vollzieht. Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble räumt ein, dass Griechenland sogar in einigen Jahren noch
finanzielle Hilfe braucht. Vermutlich muss Deutschland bald mehr
zahlen als bisher. Warum ist das so? Die griechische Wirtschaft
schrumpft weiter, wenn auch nicht mehr so schnell wie 2012. Ein
milliardengroßes Defizit klafft im Athener Staatshaushalt. Auch in
den kommenden Jahren kann das Mittelmeerland ökonomisch und
finanzpolitisch wohl nicht ohne Hilfe überleben. Deswegen gibt es
zwei Möglichkeiten: Entweder muss man einen Teil der griechischen
Auslandsschulden annullieren oder das Defizit im Staatshaushalt mit
Zuschüssen von außen decken. Weil bei der ersten Variante auch die
Europäische Zentralbank betroffen wäre, die griechische Schuldscheine
besitzt, plädiert Finanzminister Schäuble jetzt offenbar für den
zweiten Weg. Beschritte man diesen, würden aus dem Bundeshaushalt
oder aus europäischen Töpfen einige Milliarden Euro mehr nach Athen
fließen. Weil Deutschland dank seiner Wirtschaftskraft rund ein
Viertel der Lasten trüge, läge der hiesige Anteil jährlich bei etwa
2,5 Milliarden des knapp zehn Milliarden Euro betragenden
griechischen Defizits. Und trotzdem bleibt richtig: Wir geben nichts.
Denn die hiesigen Finanzminister und Unternehmen sparen Mittel von 17
Milliarden Euro pro Jahr, weil infolge der Eurokrise die Zinsen für
Deutschland historisch niedrig liegen. Alleine Schäuble wendet
nächstes Jahr elf Milliarden Euro weniger für den Schuldendienst auf
als 2008, da die internationalen Investoren ihr Geld Deutschland
quasi schenken. So kann man den Griechen ruhig etwas zurückerstatten,
ohne in die roten Zahlen zu rutschen.

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