Amerika hat Gewalt immer mit Gegengewalt
bestraft. Notfalls auch mit staatlich verordneter Todesfolge. Dieses
Verständnis von Recht und Gerechtigkeit gehört zur gesellschaftlichen
DNA des Landes. Trotz internationaler Kritik und einer Vielzahl
strittiger Fälle befürworten zwei Drittel der Amerikaner noch immer
die Todesstrafe. Daran wird auch Troy Davis nichts ändern. Ein Fall,
der einmal mehr das Justizsystem der Weltmacht ins Zwielicht rückt
und eklatante Verfahrensmängel offenlegt. Das Risiko willkürlicher
oder gelenkter Urteile von Laien-Jurys ist nur ein Beispiel von
vielen.  Einen Menschen im Auftrag des Staates zu töten, dessen
Schuld nach Lage der Dinge zu keinem Zeitpunkt des Verfahrens
zweifelsfrei erwiesen war, ist Unrecht. Der Oberste Gerichtshof hätte
im Lichte neuer Erkenntnisse einen neuen Prozess auf den Weg bringen
können und müssen. Auch weil zuletzt der Verdacht im Raum stand, dass
die Hautfarbe eine Rolle im Umgang der Behörden mit dem
Begnadigungsgesuch gespielt haben könnte. Diese Chance wurde vertan.
Zur amerikanischen Wahrheit gehört aber auch: Nicht überall ist
Georgia. Etliche Staaten haben die Todesstrafe abgeschafft. Die Zahl
der Hinrichtungen geht zurück. Amerika lernt dazu. Im Zeitlupentempo.
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