Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Honorarforderungen der Ärzte Dringender Reformbedarf PETER STUCKHARD

Es war absehbar, dass den Ärztefunktionären
angesichts eines Überschusses von 20 Milliarden Euro beim
Gesundheitsfonds und bei den Krankenkassen das Wasser im Munde
zusammenlaufen würde. Verständlich, dass sie ein dickes Sahnestück
von dieser Torte abhaben wollen. Dabei wird gerne vergessen, wer die
feinen Zutaten in Euro und Cent zur Torte liefert: die
Zwangsversicherten der gesetzlichen Krankenversicherung und ihre
Arbeitgeber. Seit die Höhe des Beitragssatzes der Selbstverwaltung
der Kassen und damit dem Wettbewerb entzogen und der Weisheit der
Bundesregierung unterworfen ist, ist er schlichtweg viel zu hoch.
Wenn Gesundheitsminister Daniel Bahr die Kassen mahnt, die
Überschüsse als Boni an ihre Mitglieder auszuzahlen, hat er absolut
recht. Genauso ist es aber auch Aufgabe der Krankenkassen, die
Beiträge ihrer Mitglieder nicht leichtfertig unter die Leute zu
bringen. So gerät die gesamte Diskussion um die Arzthonorare zum
reinen Verteilungskampf. Hochbezahlte Funktionäre müssen ihre
Existenzberechtigung nachweisen und werden immer schriller: Skurril
ist es, wie KBV-Chef Andreas Köhler seinen eigenen
Bewertungsausschuss verklagen will, geradezu abstoßend, dass die
Ärzteschaft schon wieder mit Streik droht, irreführend der Hinweis
auf drohenden Ärztemangel. Von mehr Geld im Globalbudget kommt
wahrscheinlich kein einziger Cent mehr in der Landpraxis an. Das geht
schon beim Schachern der Selbstverwaltung um die Verteilung verloren.
Warum bekommen Ärzte in Bayern für die gleichen Leistungen mehr Geld
als ihre Kollegen in Westfalen-Lippe? Warum bekommt ein Kinderarzt in
einem Problemstadtteil keinen Ausgleich dafür, dass er eine
70-Stunden-Woche, aber keine Privatpatienten hat? Das ambulante
ärztliche Honorarsystem ist dringend reformbedürftig.

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