Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Investieren in Griechenland Des Pudels Kern ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Nicht alles was deutsche Politiker beim Thema
griechische Schuldenkrise von sich geben, ist von Klugheit geprägt.
Vor Ausflügen ins Reich des Populismus war selbst Bundeskanzlerin
Angela Merkel nicht gefeit, die bei einer CDU-Parteiveranstaltung den
Griechen mehr Arbeitseifer verordnen wollte. Auch der Vorschlag des
FDP-Abgeordneten Frank Schäffler, dass Griechenland seine Inseln
verkaufen möge, war nicht wirklich hilfreich. Und es reicht auch
nicht, zum tausendsten Mal oberlehrerhaft darauf hinzuweisen, dass
Hellas sparen muss. Das scheinen die Griechen mittlerweile verstanden
zu haben. Athen wird nur auf die Füße kommen, wenn dort die
Wirtschaft anspringt und wieder wächst. Das ist des Pudels Kern. Man
kann Wirtschaftsminister Philipp Rösler und seinem Investitionsgipfel
sicherlich einige Vorwürfe machen – die Ergebnisse sind wenig konkret
und der Zeitpunkt für diese Veranstaltung ist reichlich spät.
Schließlich steht Griechenland schon seit über einem Jahr am Rand des
Abgrunds. Aber das ändert nichts daran, dass die Richtung stimmt.
Offenbar würden mehr Unternehmen in Griechenland investieren, wenn
dort bürokratische Hemmnisse fielen und mehr Rechtssicherheit
herrschte. Dabei geht es mitunter wohl nur um Kleinigkeiten, die sich
ändern müssten. Da kann Deutschland viele konstruktive Angebote
machen. Natürlich funktioniert das nur, wenn die Griechen die Hilfe
annehmen und zu ernsthafter Strukturveränderung bereit sind. Dass
sich Gesellschaften ändern können, ist aber keine Illusion. Das haben
etliche Länder des einstigen Ostblocks eindrucksvoll bewiesen. Polen
war zum Beispiel das einzige Land in Europa, das während der
Finanzkrise noch Wirtschaftswachstum erzeugte. Wenn Griechenland
will, kann es auch den Sprung nach vorne schaffen.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de