Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Islamfeinde in Dresden und Düsseldorf Denkanstoß Florian Pfitzner, Düsseldorf

Sowohl im Politik- als auch im
Wissenschaftsbetrieb halten sie sich aus nachvollziehbaren Gründen
mit allzu konkreten Einschätzungen zurück. Wer angesichts des
Phänomens „Pegida“ (in Düsseldorf entsprechend: „Dügida“) einfachen
Reflexen nachgibt und die neue Formation als reinen Rassistenmob
abstempelt, ist schlecht beraten. Es sind auch nicht nur die
sogenannten Bildungsverlierer, die Abgehängten der Gesellschaft, bei
denen die kruden Forderungen und wilden Erklärungen zur drohenden
„Islamisierung des Abendlandes“ Anklang finden, wie man zunächst
meinen könnte. Rassismus durchzieht die gesamte Gesellschaft. Und
dennoch: Zumindest in Düsseldorf war der bürgerliche Deckmantel
schnell von üblichen Nazi-Parolen durchlöchert. Mittendrin: Anhänger
der AfD. Es dürfte recht spannend werden, welche Position die Partei
in Zukunft zu den falschen Patrioten einnimmt. Wieder einmal fällt
auf, wie leicht in Deutschland eine verschwommene
Man-wird-doch-wohl-noch-sagen-dürfen-Haltung à la Sarrazin verfängt.
Es ist sicher ein Versäumnis der politischen Klasse, die Auswüchse
dessen nicht rechtzeitig erkannt zu haben, statt die Stimmung jetzt
populistisch aufzunehmen (#YallaCSU). Trotzdem muss es jedem – nicht
nur den behäbigen Volksparteien, nicht nur in Ostdeutschland –
ernsthaft zu denken geben, weshalb sich Menschen in dieser Anzahl
scheinbar von der Demokratie abwenden.

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