Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Kampf gegen Gewalt im Fußball Konzept im Reifeprozess FLORIAN PFITZNER, DÜSSELDORF

Aus Sicht der friedlichen Fans ist die Umsetzung
des zwischen Bund und Ländern vereinbarten Modells zur Gewaltabwehr
rund um die Fußballstadien nur zu begrüßen. Wer dieses wunderbare
Spiel als Plattform für Frustabbau oder Männlichkeitsrituale
missbraucht, gehört empfindlich bestraft. Mit dem Wechsel vom Tatort-
zum Wohnortprinzip scheint das nun endlich erreicht: Herumreisende
Gewalttäter, die sich bisher über die strafrechtlichen
Sanktionsmöglichkeiten kaputtgelacht haben, müssen schnellere und
schärfere Konsequenzen fürchten. So weit der Idealfall. Entgegen der
Ankündigung der Innen- und Justizminister dürfte das Konzept den
Aufwand der Behörden jedoch erhöhen. Gerade im Fußballland NRW mit
der einen oder anderen Krawallfront. Geschädigte und Zeugen müssen
für eine Aussage quer durch die Republik reisen, was die
Verfahrensdauer maßgeblich verlängern dürfte. Derweil braucht der
mutmaßliche Täter für die Verhandlung vor seiner Haustür nicht einmal
Urlaub zu nehmen. Dem Konzept fehlt es also noch an Reife. Bis der
Prozess zu Ende ist, können Hooligans ihre Komplexe weiterhin beim
Fußball ausleben – zum Ärger der friedlichen Fans.

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