Das Bundesverfassungsgericht hat über die 
demokratische Legitimation des Euro entschieden. Und es hat richtig 
entschieden. Mehr durften die Richter nicht für sich in Anspruch 
nehmen, um nicht den Verdacht zu nähren, sie entwendeten der 
gewählten – also anders als das Gericht durch demokratische Wahl 
legitimierten – Legislative (Bundestag) und Exekutive 
(Bundesregierung) die Verantwortung und Handlungshoheit für die 
Außen-, Europa- und Finanzpolitik. Es ist also ein gutes Urteil aus 
Karlsruhe. Aber unter dem Vorsitz des Verfassungsgerichtspräsidenten 
Andreas Voßkuhle ist den Karlsruher Richtern mit der Behandlung des 
gesamten Vorgangs noch etwas anderes, etwas Besonderes gelungen. Die 
mehrere Wochen dauernde Prüfung des Sachverhalts und die damit 
verbundene innenpolitische Debatte über die richtige Richtung der 
Euro-Politik hat das undemokratische Geschwätz von der 
„Alternativlosigkeit“ der Politik beendet. Sie hat zu einem 
intensiveren Streit über die Bedeutung und den Kurs der Euro- und 
Europapolitik geführt. Und sie hat zugleich die Gewaltenteilung und 
damit das Fundament der bundesrepublikanischen Demokratie gestärkt. 
Die Leistung der Verfassungsrichter hat insofern zur Versachlichung 
der Debatte beigetragen und sie hat den Euro und seine Bedeutung für 
Frieden und wirtschaftlichen Erfolg in Europa unterstrichen und 
bestätigt. Diese politische Führung wäre von Beginn eigentlich 
Auftrag und Verpflichtung der gewählten Institutionen und ihrer 
Repräsentanten gewesen. Dieser Erkenntnis mag ein wenig die aktuelle 
Ankündigung unseres Bundespräsidenten geschuldet sein, dass er nun 
seinerseits prüfen werde. Man darf ehrbare Motive unterstellen, aber 
man wird dem Bundespräsidenten an dieser Stelle auch sagen müssen: 
Das ist nicht seine Aufgabe. Er ist keine vierte Gewalt, die ein 
eigenes politisches und juristisches Prüfrecht besäße, das 
demokratisch legitimierte (durch den Bundestag) und 
verfassungsrechtlich bestätigte (durch die Karlsruher Richter) 
Gesetzgebung korrigieren könnte. Nun, da die Entscheidung für das 
Friedensprojekt Europa und gegen die kleinstaatliche Bedenkenträgerei
und ängstliches Geldzählen gefallen ist kommt es allerdings um so 
mehr darauf an, das Handlungsfeld einer Europäischen Union neu zu 
beschreiben. In einer Weltwirtschaft, die die Schwellenländer 
Brasilien, Mexiko, Südafrika und die Türkei zu potenten Mächten 
heraufwachsen sieht, die China und Indien schon heute als starke 
Mitbewerber auf den internationalen Märkten fürchtet – in dieser 
Weltwirtschaft wird Europa mit einem deutlich verminderten Anteil an 
weltwirtschaftlicher Gesamtleistung zurechtkommen müssen. Dafür 
müssen unsere schwächelnden Partner im Süden des alten Kontinents 
jetzt schnell gerüstet werden. Vielleicht braucht man für tatsächlich
unterschiedliche Geschwindigkeiten für starke und schwache Partner. 
Aber es muss endlich losgehen damit. Seit gestern ist dafür das Feld 
bereitet.
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