Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Klimagipfel beendet Patient Erde OLIVER BERGER, DURBAN

Dem Planeten Erde geht–s nicht gut. Seit Beginn
des Industriezeitalters steigt seine Temperatur an – erst moderat;
dann, etwa seit 20 Jahren, rapide. Hat die Klimakonferenz in Durban
dem Patienten Erde fiebersenkende Mittel verabreicht? Leider noch
nicht. Wenn man den Umweltgipfel in Südafrika unbedingt als einen
Erfolg werten will, dann kommt er in Tippelschritten daher. Das
Kyoto-Protokoll wird verlängert, aber nur von den Staaten, die
zusammen für lediglich 15 Prozent des weltweiten
Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich zeichnen. Der Klimafonds, aus
dem sich die ärmsten und vom Klimawandel am meisten betroffenen
Länder mit Mitteln für Schutzprogramme wie Deichbau und künstliche
Bewässerung bedienen können, ist arbeitsfähig. Woher aber die 100
Milliarden Dollar kommen sollen, mit denen das Konto ab 2020 jährlich
gefüllt wird, ist noch schleierhaft. Immerhin ist im Zuge des
Kyoto-Prozesses erstmals ein Abkommen auf den Weg gebracht, an dem
sich alle Staaten der Erde zum Wohle des Klimaschutzes – und
letztendlich auch zum Wohle der eigenen Bevölkerung – beteiligen
wollen. Sein rechtlicher Status aber, schon in Durban Zankapfel
zwischen Europa und Indien, wird erst noch auf den folgenden
Konferenzen ausgehandelt werden. Wenn die Konferenz in Durban mit dem
Namen COP 17 für COP 18 im Wüstenstaat Katar und folgende eine Lehre
gewesen sein soll, dann diese: Fasst euch kurz! Denn zu
Entscheidungen kommt es bei Umweltgipfeln offenbar immer erst, wenn
die Zeit drängt. Anders gesagt: Zwei Wochen Klimakonferenz braucht
kein Mensch. Geschweige denn Patient Erde. Zur Senkung seiner
Klimakurve ist schon hinreichend Zeit verplempert worden.

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