Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: KOMMENTARE Parteitreffen von CDU und SPD in Nordrhein-Westfalen Steinbrücks Strohhalm FLORIAN PFITZNER, DÜSSELDORF

Merkel, Merkel, Merkel – da war es also, das
Selbstbekenntnis der Union, ein „Kanzlerwahlverein“ zu sein.
Inzwischen ist die CDU versucht, den Vorwurf, sich fern jedes
programmatischen Profils allein hinter ihrer Ikone zu verstecken, in
eine scharfe Wahlkampfwaffe umzuwandeln. Getreu dem Motto: Wir haben
den Kanzlerbonus, die anderen einen unbeholfenen Kandidaten. In der
Tat hätte die Bundeskanzlerin während ihres Auftritts am Wochenende
in Ostwestfalen-Lippe auch das Bad Salzufler Branchenbuch vorlesen
können. Ihre Gefolgsleute hätten ihr vermutlich trotzdem zugejubelt.
Zeitgleich schart sich im rund 150 Kilometer entfernten Bochum die
ruhmreiche, 150 Jahre alte SPD um ihren Kandidaten Peer Steinbrück.
Es ist ein Fernduell mit ungleichen Waffen. Wer auf die Umfragewerte
der Kontrahenten vertraut, ahnt: Wenn Steinbrück nicht bald einen
echten Befreiungsschlag abgibt, dürfte er es kaum ins Kanzleramt
schaffen. Ob Politikzufriedenheit oder Kanzlerpräferenz – immer
wieder erreichen die Wahlkampfstrategen im Willy-Brandt-Haus bittere
Nachrichten. Zuletzt rechneten vier von fünf Interviewten mit einer
Wiederwahl Merkels. Selbst von Sozialdemokraten geschätzte Demoskopen
sehen den Herausforderer weit abgeschlagen. Indes pflegt Merkel ihren
präsidialen Habitus und erfreut sich über die Grenzen der Partei
hinaus hoher Popularität. Unterdessen trösten sich die Genossen mit
der schlechten Reputation der schwarz-gelben Regierung. Gezielte
Hinweise auf die Niedersachsenwahl und die knappe Abwahl des
beliebten CDU-Ministerpräsidenten David McAllister treffen wegen des
Fehlens der Linken im Parlament zwar nicht zu; eine Tatsache ist
allerdings unbestritten: Die Mehrheit der Deutschen ist für einen
Regierungswechsel. Es ist Steinbrücks letzter Strohhalm.

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