Wird ein knappes und begehrtes Gut wie ein
Spenderorgan nicht gehandelt, sondern zugeteilt, so entwickelt sich
dafür eben ein Schwarzmarkt. Deshalb muss sich niemand darüber
wundern, dass am System Beteiligte dem Ruf des Geldes folgen. Nun
kann aber in einer solidarischen Gesellschaft der Handel mit Organen
bestimmt nicht das Ziel sein. Bei der Suche nach einem möglichst
korruptionsresistenten und gerechten Verteilsystem bieten sich zwei
Lösungswege an. Der erste muss darauf hinarbeiten, die Knappheit zu
beseitigen. Dazu hätte grundlegend die Neufassung des
Transplantationsgesetzes beitragen können. Die gerade verabschiedete
verfehlt dieses Ziel um Längen. Sie wird den Mangel nicht beseitigen.
Der Bundestag war in seiner Mehrheit zu feige, den Bürgern eine
Widerspruchslösung zuzumuten; ihnen zuzumuten, sich einmal im Leben
mit der Frage zu befassen: Will ich Organspender sein – oder will ich
es nicht? Da diese Chance vertan ist und die Information durch die
Krankenkassen wirkungslos bleiben wird, bleibt nur der Versuch, die
Zahl der Organspenden durch die Initiative in den Krankenhäusern zu
erhöhen. Das wird nur funktionieren, wenn die Spende und die Entnahme
von Organen als Versorgungsleistung im Gesundheitssystem abgebildet
wird. Weniger abstrakt: Den Kliniken, die mit immensem emotionalem,
personellem und finanziellem Engagement Spender identifizieren, muss
dieser Einsatz kostendeckend entgolten werden. Die zwangsweise
Installation von Organspendebeauftragten ist nichts als weiße Salbe.
Ist die Knappheit nicht zu beseitigen, muss eine andere Lösung her.
Die muss darauf zielen, die Führung der Wartelisten und die
Organvermittlung transparenter und manipulationssicherer zu
gestalten. Es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet die
Lebertransplantation immer wieder die Staatsanwaltschaft auf den Plan
ruft. Offenbar fehlt es in diesem Bereich an Kontrollmöglichkeiten.
Genau wie beim Herzen wäre es für jedes Organ sinnvoll, ein
Entscheidungsgremium einzuschalten und überall die Gültigkeit von
Labordaten und Befunden abzugleichen.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Weitere Informationen unter:
http://