Die ägyptische Revolution geht in ihre zweite
Phase. Die Richtung aber ist unklar. Folgt auf die Mubarak-Diktatur
eine religiöse Diktatur? Oder wird der 2011 begonnene Traum der
vornehmlich jugendlichen Protestler von Rechtsstaatlichkeit,
Demokratie und einem Leben in Würde endlich wahr? Eine Prognose des
Ausgangs der neuerlichen und überraschend starken Rebellion wäre
vermessen. Zu viele Imponderabilien gälte es zu kalkulieren. Die
Organisations- und Bindekraft der Muslimbrüder jedenfalls sinkt. Sie
haben auch ihre Anhänger enttäuscht. Arbeitlosigkeit und Preise
steigen. Die Korruption blüht, und mancherorts grassiert die
Kriminalität. Alte Kader befeuern zusätzlich das Chaos. Und die
mächtige Generalität kontrolliert weiter 40 Prozent der Wirtschaft.
Dem Land droht der Finanzkollaps. Viele staatliche Institutionen
verweigern sich oder warten den Lauf der Entwicklung ab. Die
Opposition kann zwar Hunderttausende mobilisieren, doch sie spricht
nicht mit einer Stimme. Die Führung der liberalen und demokratischen
Kräfte ist zerstritten. Sie eint nur der Wunsch nach dem Sturz Mursis
und der Muslimbrüder. Das aber wollen die weit radikaleren Salafisten
auch. Und sie sprechen mit einer Stimme. Ägypten braucht so etwas wie
ein Wunder, um das Chaos abzuwenden, oder die erneute Machtübernahme
durch die Militärs. Dies verhindern könnte eine Allparteienregierung,
die freie Wahlen organisiert und garantiert.
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