Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Massengentest im Fall Nelli Graf Ungutes Gefühl SIGRUN MÜLLER-GERBES

Natürlich muss alles getan werden, um einen Mord
aufzuklären! Wirklich alles? Leicht ist so ein Satz gesagt, wirklich
zu Ende gedacht ist er aber wohl nicht. Denn ein Staat, der wirklich
alles tun würde für die Aufklärung von Verbrechen, könnte das wohl
nur um den Preis der Freiheit. Denn er müsste lückenlos prüfen
können, wer was zu welcher Zeit wo getan hat. In Halle scheinen die
Ermittler mit althergebrachten Polizeimethoden am Ende und setzen nun
ganz auf die moderne DNA-Technik: Sukzessive werden alle Männer zum
Gentest aufgefordert, um den Mord an Nelli Graf zu klären. Verdächtig
ist keiner von ihnen. Gleichwohl wird jeder, der auf die
Unschuldsvermutung pocht und keine Probe abgibt, zu Hause aufgesucht,
wird Druck aufgebaut, mit Partnerinnen und Arbeitgebern geredet. Was,
wenn der Massengentest – wie beim letzten Mal im Gütersloher Mordfall
Amtenbrink – keine Ergebnisse bringt? Wird dann jeder Mann, der
einmal in Halle gewohnt hat, zur Probe gerufen? Oder jeder, der dort
Freunde und Verwandte hat, die er öfter besucht? Statt Verdächtige zu
identifizieren, wird umgekehrt jeder Einwohner gebeten, die eigene
Unschuld per Speichelprobe zu belegen. Das hinterlässt zumindest ein
ungutes Gefühl.

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