Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Merkel, Seehofer und Schulz beim Bundespräsidenten Drei von der Zankstelle Dieter Wonka, Berlin

Als der blasse Diplomat Frank-Walter Steinmeier
Bundespräsident wurde, waren nicht alle begeistert. Er sei kein
starker Parteipolitiker, kein herausragender Redner, er werde kein
Großer in seinem Amt sein. Jetzt, kurz vor dem ultimativen
Koalitions-Findungstermin bei Steinmeier, sieht die Sache ganz anders
aus. Der Präsident hat Klasse bewiesen als Krisen-Moderator nach
Jamaika und vor der möglichen GroKo. Er hat sein Thema gefunden,
während andere ihre Form und Fassung verloren haben. In Bellevue
sitzen dem Staatsoberhaupt heute drei Parteivorsitzende gegenüber,
deren Machtbasis schwer erodiert ist. Angela Merkel (CDU) hat keine
Kraft mehr zur Richtlinienpolitik. Selbst ein kleines Licht wie
Landwirtschaftsminister Christian Schmidt schert sich momentan nicht
um die Rauten-Disziplinierung. Horst Seehofer (CSU) steht kurz vor
dem Totalverlust seiner Posten in Bayern. Und Martin Schulz (SPD)
wirkt schon seit vielen Tagen wie ein überflüssig gewordener
Spitzenkandidat von gestern. Diese drei schwankenden Gestalten bilden
mit Steinmeier nun einen Stuhlkreis mit dem Zweck, Deutschland
regierungsmäßig verlässlich und gut aufzustellen. Gut, dass der
Bundespräsident als Außenminister gelernt hat, selbst in den
aussichtslosesten Krisenstunden an den Sieg des Verstandes zu
glauben. Merkel, Schulz und Seehofer haben das Verfallsdatum auf der
Stirn. Im Zweifelsfall werden andere vollenden, was der Präsident
angezettelt hat. Steinmeier hat den drei von der Zankstelle ein
Angebot gemacht, das keiner ablehnen kann. So gesehen ist die GroKo
immer noch sehr wahrscheinlich, weil zur Bildung einer
Minderheitsregierung die Beteiligten vielleicht schon viel zu schwach
sind.

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