Sigmar Gabriel hat in Dresden mit
Pegida-Anhängern geredet. Das ist gut so, denn es ist Aufgabe von
demokratischen Politikern, die Sorgen von Bürgern ernst zu nehmen.
Nicht der SPD-Chef hat hier ein Problem. Ein Problem haben diejenigen
Spitzenkräfte in der SPD, die von einem Dialog mit Pegida abraten
oder sogar Kontaktverbote für richtig halten. Natürlich muss man sich
nicht mit einem der führenden Veranstalter wie Lutz Bachmann an einen
Tisch setzen, der es witzig findet, auf Facebook als Hitler zu
posieren. Aber unter den Tausenden von Pegida-Demonstranten sind
keineswegs alle „Nazis in Nadelstreifen“ oder „Rassisten“, wie es
seit Wochen markig aus Teilen der SPD tönt. Es hilft auch nicht
weiter, die Pegida-Märsche dauernd als „widerlich“ zu bezeichnen.
Volksparteien sind keine geschlossenen Gesellschaften, die sich nur
an gleichgesinnte Rechtgläubige zu richten haben. Wer als Politiker
den mühseligen Versuch scheut, einen Dialog mit Andersdenkenden zu
führen, darf sich nicht wundern, wenn die eigene Partei keine neuen
Anhänger gewinnt. Das bedeutet ja keineswegs, dass man den
Pegida-Leuten unkritisch nach dem Munde reden soll. Aber Schweigen
bringt nichts. Außerdem werden in der Pegida-Bewegung viele falsche
Vorstellungen transportiert, zum Beispiel die Ansicht, dass
Einwanderung, Asyl oder der Islam Tabuthemen seien. Nein, über alle
diese Fragen darf und muss man reden, weil auch nur so Wut und
Empörung auf eine rationale Basis zurückgeführt werden können. Das
Schlimmste wäre, wenn Pegida allein im eigenen Saft schmoren würde.
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