Keine Frage, SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
hat sich im TV-Duell gut geschlagen. Bei den unentschlossenen
Zuschauern hat er zum Teil wesentlich besser abgeschnitten als
Amtsinhaberin Angela Merkel. Steinbrücks Image, das durch anfängliche
Kampagnenfehler grotesk verzerrt worden war, ruckelt sich zum Glück
wieder gerade: Der Mann hat Format. Er kann die Dinge auf den Punkt
bringen. Wird er nun auch Bundeskanzler? Das ist trotzdem
unwahrscheinlich. Amtsinhaberin Angela Merkel liegt nicht nur bei den
Sympathiewerten vorne, sondern auch bei Glaubwürdigkeit und Kompetenz
– dieser grundsätzliche Trend hat sich durch das TV-Duell nicht
geändert. Dass es Rot-Grün wohl nicht schaffen wird, Steinbrück ins
Kanzleramt zu hieven, scheint ihm selber klar zu sein: Er erwähnte
die Grünen mit keinem einzigen Wort. Realistischer ist die
Perspektive, Schwarz-Gelb zu vereiteln. Doch Peer Steinbrück hat für
sich eine große Koalition ausgeschlossen. Klug war diese kategorische
Festlegung nicht. Denn viele Deutsche wünschen sich eher eine große
Koalition als die Wiederauflage von Schwarz-Gelb. Moderator Stefan
Raab brachte es in seiner unkonventionellen Art auf den Punkt: „Es
ist keine Haltung zu sagen: Ich will nur gestalten, wenn ich King of
Kotelett bin.“ Dass Steinbrück am 22. September von der Bühne
abtreten will, obwohl die SPD bei dieser Bundestagswahl vermutlich
besser abschneiden wird als 2009, ist absurd. Wollen sich der
Kandidat und seine Partei in die Schmollecke verziehen, wenn es für
Rot-Grün nicht reicht? Wollen Sozialdemokraten auf das Gestalten und
Regieren verzichten, nur weil sich die Wähler möglicherweise doch
wieder für die „Queen of Kotelett“ entscheiden? Das wäre ein bisschen
pubertär. Und passte so gar nicht zur alten Tante SPD.
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