Die Synode der Evangelischen Kirche in
Deutschland hat ein starkes Signal gesetzt. Anders als bei vorigen
Wahlen hat sie Heinrich Bedford-Strohm ohne Kampfabstimmungen mit
großer Mehrheit zum Ratsvorsitzenden der EKD gewählt. Das ist wichtig
in einer Zeit, in der die christlichen Kirchen in Deutschland unter
Druck stehen. Positiv an der Entscheidung ist auch, dass die Synode
eine langfristige Lösung gewählt hat. Im kommenden Jahr wird der neue
Vorsitzende mit großer Wahrscheinlichkeit für sechs Jahre bestätigt
werden. Sein gestriger Konkurrent Jochen Bohl aus Sachsen ist schon
deutlich älter und wäre eine Übergangslösung gewesen. Es ist darüber
hinaus ein Signal für die Ökumene. Bedford-Strom war ein wichtiger
Autor des gemeinsamen Sozialwortes von evangelischer und katholischer
Kirche vom Anfang des Jahres. Das ist drei Jahre vor dem großen
Jubiläumsjahr der Reformation von 1517 wichtig. Schon gab es
Reibereien einzelner Gruppen und Geistlicher in beiden Kirchen
darüber, wie viel Gemeinsamkeit die Reformationsfeierlichkeiten haben
sollten. Da kann der neue Ratsvorsitzende mäßigend oder vermittelnd
wirken. Vielleicht ist es sogar von Vorteil, dass nun die Führungen
beider großen christlichen Kirchen aus Bayern kommen. Denn der
Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz ist Kardinal Marx aus
München. Da ist es leichter, mal ein kurzfristiges Vieraugengespräch
zu organisieren, wenn etwas hakt. Allerdings könnte die Frage
auftauchen, ob die Kirchen konservativer werden, wenn jetzt der Süden
so ein Gewicht erhält. Marx hat bei aller Liberalität auf manche
Fragen konservative Antworten. Insbesondere was die kirchliche
Zusammenarbeit angeht. Dem scheidenden Ratsvorsitzenden Nikolaus
Schneider ist die evangelische Kirche zu Dank verpflichtet. Nach der
Aufregung um den Rücktritt der Hoffnungsträgerin Margot Käßmann hat
er – persönlich oft unterschätzt – besonnen, pragmatisch und
entschieden die EKD in ruhigere Zeiten geführt.
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