Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Neues Abitur Langsam mit den jungen Pferden BERNHARD HÄNEL

Ein Einheitsabitur wird es in Deutschland auch
weiterhin nicht geben. Und das ist gut so. Zentrale Prüfungen mögen
für Puristen der Messbarkeit jeder Art von Leistung ihren Charme
haben, pädagogisch sinnvoll sind sie nur begrenzt. Bestes Beispiel
ist das vermeintlich so leistungsstarke Bayern. Dort machen Schüler
nach Klasse vier ein sogenanntes Grundschulabi, die Zahl der
Nobelpreisträger oder Spitzenmediziner, die das Land „produziert“,
ist aber nicht größer als in NRW. Dennoch wird Deutschlands
Bildungslandschaft zunehmend rein ökonomisch betrachtet. In Schulen
und Hochschulen geht es um In- und Output. Bildungsstandards regeln,
was Schüler können müssen, welchen Output sie also liefern sollen.
Zentrale oder zentralisierte Prüfungen setzen voraus, dass alle
Schüler das Gleiche lernen. Aber tun sie das wirklich? Sind alle
Pädagogen gleich befähigt? Die Antworten können sich Eltern und
Schüler selbst geben. Der Anteil des abfragbaren „Wissens“ wird
weiter steigen, denn bei unterschiedlichen Lernvoraussetzungen ist
der kleinste gemeinsame Nenner reproduzierbares Wissen. Zu wenig, um
ein Bewerbungsgespräch erfolgreich zu absolvieren oder einen
kritischen Umgang mit Herausforderungen in der Wirtschaft oder in der
Forschung pflegen zu können. Also langsam mit den jungen Pferden. Es
geht um Heranwachsende und nicht um Gewinnmaximierung.

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