Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Norbert Röttgen ist neuer Chef der NRW-CDU Keine Durchgangsstation PETER JANSEN, DÜSSELDORF

Norbert Röttgen hat mit seiner Wahl zum Chef der
NRW-CDU eine Aufgabe übernommen, um die er nicht zu beneiden ist. Die
Erwartungen sind gewaltig. Er soll die CDU spätestens bei der
Landtagswahl 2015 wieder an die Macht bringen, wenn es Neuwahlen gibt
auch gerne früher. Er soll eine Partei befrieden, die nur nach außen
geschlossen und nach der hohen Beteiligung an der Mitgliederbefragung
einigermaßen zuversichtlich da steht. Die Wunden, die der Wahlkampf
und die Skandale der Zeit davor geschlagen haben, sind längst nicht
verheilt. Die Konstellation, in der Röttgen und sein neuer
Generalsekretär Oliver Wittke , die Führung übernehmen, ist alles
andere als optimal. Röttgen ist Bundestagsabgeordneter, sitzt als
Bundesumweltminister in Berlin und will auch Vize-Vorsitzender der
Bundes-CDU werden. Er wird sich schwer tun, immer dann vor Ort in NRW
präsent zu sein, wenn er gebraucht wird. Auch Wittke ist nicht
Mitglied des Landtags und damit nicht dort, wo Landespolitik
entschieden wird. Zudem gilt er als mindestens ebenso dynamisch wie
sprunghaft. Mit seiner Neigung zu flotten und flapsigen Sprüchen hat
er schon mehr Parteifreunde gegen sich aufgebracht als Konflikte
befriedet. Röttgen hat auf dem Parteitag nicht zu erkennen gegeben,
warum er eigentlich den Vorsitz angestrebt hat. Brennendes Interesse
an der Landespolitik kann es jedenfalls nicht gewesen sein, denn
dieser Komplex spielte in seiner durchaus gelungenen Bewerbungsrede
so gut wie keine Rolle. Es bleibt der Verdacht, dass Röttgen seine
Position im Land nur als Durchgangsstation für seine weitere Karriere
im Bund ansieht, die ihn eines Tages ganz nach oben führen soll. Den
Notwendigkeiten seiner Aufgabe in Düsseldorf würde er damit nicht
gerecht. Die NRW-CDU braucht das volle und ungeteilte Engagement
ihres Vorsitzenden.

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