Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Pädophilie-Bericht zu den Grünen Demut lernen alexandra jacobson, Berlin

Einen tiefschürfenden und schonungslosen Bericht
hat der Parteienforscher Franz Walter den Grünen vorgelegt.
Gegenstand der Untersuchung ist ein heikles Thema: In ihrer frühen
Gründungsphase zeigte die Partei eine gewisse, durch nichts zu
rechtfertigende Offenheit für pädophile Positionen. Spätestens Ende
der 80er Jahre waren die Forderungen nach Straffreiheit für Sex
zwischen Erwachsenen und Kindern zwar aus allen Grünen-Programmen
verschwunden, doch diese von den Grünen zunächst verdrängte
Vergangenheit hat sich im Bundestagswahlkampf 2013 machtvoll
zurückgemeldet. Ein unsäglicher Aufsatz von Daniel Cohn-Bendit aus
der Mitte der 70er Jahre, ein Jürgen Trittin, der presserechtlich
verantwortlich war für ein fragwürdiges Kommunalwahlprogramm aus dem
Jahr 1981 – all diese Entdeckungen haben wohl dazu beigetragen, dass
das Bundestagswahlergebnis der Grünen 2013 nur sehr bescheiden
einstellig ausfiel. Etliche Sympathisanten der Partei fielen 2013 aus
allen Wolken, hatten sich die Grünen doch den Nimbus erarbeitet, sich
stärker als andere politische Gruppierungen von hoher Moral und
ethischen Grundsätzen leiten zu lassen. „Stinknormal“ seien die
Grünen, urteilt hingegen der Parteienforscher Walter. Dass die Grünen
und auch die Autoritäten in der Gründungsphase schwere Fehler
begangen haben und bereitwillig die abstrusen, kinderverachtenden
Forderungen von kleinen Minderheiten aufgesogen haben, könnte die
Partei insgesamt vielleicht eine neue Demut lehren. Es gibt viele
Gründe, vom hohen Ross hinabzusteigen und sich einzugestehen, dass
man sich wie 99,9 Prozent der restlichen Menschheit auch irren und
komplett danebenliegen kann. Manche der grünen Gründungsväter und
-mütter rechtfertigen noch heute die Verirrungen von damals mit dem
„Zeitgeist“. Aber Anfang der 80er Jahre waren die pädophilen
Ansichten schon am Abklingen. Die Grünen sind damals keine Opfer des
Zeitgeistes gewesen. Man muss es der Partei jedoch hoch anrechnen,
die Studie von Franz Walter in Auftrag gegeben und ihm nicht im
Geringsten hineingeredet zu haben. Hier ist ein klarer Wille zur
Aufarbeitung zu spüren. Der war aber auch dringend nötig.

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