Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Parteitag der nordrhein-westfälischen AfD Pathos und Paranoia FLORIAN PFITZNER, DÜSSELDORF

Was ein demokratischer Rechtsstaat alles
aushalten muss, hat sich zuletzt vor allem in Dresden gezeigt.
Ähnlich schwer zu ertragen wie die geschichtsvergessene
Schnauze-voll-Mentalität der falschen Patrioten in Sachsen war nun
der Parteitag der nordrhein-westfälischen AfD in Kamen.
Parteigründungen sind stets mit Geburtswehen verbunden. In der AfD
sind ideologische Irrläufer jedoch nicht die Ausnahme. So handelt das
Grundmotiv auch in NRW vom „Mut zu Deutschland“, seinen ehrlichen,
fleißigen Menschen und ihrer Treue zur Nation. Falsche Töne,
ummantelt von Pathos und Paranoia. Etwa die larmoyante Eröffnungsrede
des Landesvorsitzenden Marcus Pretzell, der sich sowohl intern durch
den Vorstand als auch extern durch Demonstranten verfolgt fühlt.
Apodiktisch im Duktus und selektiv in der Auswahl der Argumente
versuchte er, „die da draußen“, den Protest, in die linksradikale
Ecke zu stellen. Grobschlächtiges Gejohle mehrheitlich älterer
Herrschaften hallte ihm entgegen, als er seine Partei in bekannter
Manier zu einer Insel von „Wahrheit“ und „Vernunft“ erklärte.
Abgrenzung und Verleumdung zählen dabei zum Handwerk. Jüngsten
Umfragen zufolge steht die AfD in NRW bei etwa fünf Prozent. Mit
ausländerfeindlichen Ressentiments und islamophoben Parolen hält sich
die Partei im Westen bisher zurück. Das hebt sie sich für das Jahr
der Landtagswahl auf.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de