Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Patienten monieren Behandlungsfehler Das Versagen steckt im System Martin Fröhlich

Die Zahl der Beschwerden von Patienten wegen
möglicher Behandlungsfehler steigt, beklagt der Medizinische Dienst
der Krankenkassen. Er legt damit den Finger in eine viel größere
Wunde, als ihm klar ist. Jede unnötige OP, jede falsche Diagnose,
jeder Fehler bei einem Eingriff – sie alle bringen menschliches
Leiden. Weil die Zeiten der Halbgötter in Weiß aus Sicht der
Patienten vorbei sind, wagen es immer mehr, Behandlungen überprüfen
zu lassen. Das ist gut. Weil Fehler entdeckt und im Glücksfall
behoben werden. Weil Patienten im Ernstfall Schadenersatz geltend
machen können. Und weil Ärzte und Kliniken so schneller Fehlerquellen
nachgehen können. Aber: Die Hauptfehlerquelle dürfte menschliches
Versagen sein. Ein Versagen, das noch immer in Medizinerkreisen
ungern eingeräumt wird. Hier muss dringend eine Kultur des Bekennens
und des Verstehens her. Anfänge sind gemacht, die junge
Medizinergeneration geht tendenziell anders mit dem Thema um. Doch
das Versagen steckt im System. Das Kostenkorsett für Kliniken und
Ärzte wird immer enger geschnürt. Die Personaldecken dünnen aus. Die
Zeit pro Patient sinkt. Der Erfolgsdruck steigt – auf dem
Gesundheitsmarkt herrscht ein harter Wettbewerb. Wen wundert es da,
dass es eine nennenswerte Fehlerquote gibt? So hat der Medizinische
Dienst nichts anderes gesagt, als dass das ganze System eine
Behandlung brauchte. Aber eine richtige.

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