Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Politik diskutiert über Impfpflicht bei Masern Gefährliches Vergessen MARTIN FRÖHLICH

Es gibt diesen Satz, dass Menschen erst wissen,
was sie an einer Sache hatten, wenn sie diese verloren haben. Genau
so ist es mit den Impfungen. Das Gefährliche an der oft verharmlosten
Kinderkrankheit Masern sind Komplikationen und Spätfolgen wie Lungen-
und Gehirnentzündungen. Doch die sind in Vergessenheit geraten. Die
fatale Logik: Wirkt ein Impfschutz flächendeckend, kommt die
Krankheit kaum noch vor und wird nicht mehr ernst genommen. Prompt
wird der Sinn von Impfungen in Frage gestellt. Nicht nur von Laien.
Das trifft auch für Impfungen gegen andere Krankheiten zu. Die
Ständige Impfkommission empfiehlt seit 1998 nicht mehr, sich gegen
Tuberkulose impfen zu lassen. Das Thema könnte wieder akut werden,
denn amtliche Daten belegen, dass die Zahl der Tuberkulosefälle vor
allem durch Zuwanderung steigt. Impfgegner behaupten, dass Impfungen
Allergien auslösen oder verstärken. Hierfür, so sagen Kinderärzte,
gibt es nicht einen wissenschaftlichen Beleg. Am Ende läuft es
ohnehin auf die rhetorische Frage hinaus, was schlimmer ist: eine
Allergie oder beispielsweise Tetanus? Der Masernausbruch in Berlin
erinnert an den in Wales 2012/13 mit knapp 1.500 Fällen und einem
Toten. Auch dort waren zu viele Menschen nicht gegen Masern geimpft.
Wenn immer weniger Menschen ihre Kinder gegen gefährliche Krankheiten
impfen lassen, hat die Politik allemal das Recht, eine Impfpflicht zu
diskutieren. Besser wäre allerdings, wenn die Eltern von sich aus
handeln.

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