Ägypten braucht Geld. Sehr viel Geld. Das ist
der Grund, warum Präsident Mohammed Mursi nach Berlin gereist ist,
aber die Teilnahme am Gipfel der Afrikanischen Union abgesagt hat.
Schließlich brennt es auf den Straßen von Suez über Kairo bis
Alexandria. Die Unzufriedenheit über seine Regierung nimmt zu, denn
zu Wege gebracht hat sie bislang wenig. Viel zu wenig. Das Land steht
vor den gleichen Problemen wie vor dem Sturz von Husni Mubarak. Jeden
Tag müsste eine neue Schule gebaut, jedes Jahr müssten
hunderttausende neue Arbeitsplätze entstehen. Die
Bevölkerungsexplosion ist exorbitant. Derweil bricht eine der
wichtigsten Einnahmequellen des Landes, der Tourismus, weg. Aus
eigener Kraft kann Ägypten seine Probleme nicht lösen. Es braucht
Hilfe von außen. Investoren und Sponsoren werden benötigt. Doch wer
gibt Geld an einen Staat, der zunehmend in die Hände von
Fundamentalisten zu gelangen droht? Dies und mehr musste sich der
bekennende Muslimbruder Mursi in Berlin anhören. Zu Recht, denn das
Land leidet unter der Unfähigkeit aller politischen Kräfte, ob
Muslimbrüder, Salafisten, Kopten oder säkulare und liberale
Demokraten. Sie sprechen nicht miteinander. Zu groß ist das
gegenseitige Misstrauen. Misstrauen ist das Grundübel der ägyptischen
Zivilgesellschaft. Es wurde gesät und genutzt von Nasser, Sadat und
Mubarak. Aufgabe des demokratisch gewählten Präsidenten wäre es, alle
Kräfte zum Dialog am runden Tisch zu bewegen. Doch Mursi verfügt nur
formal über die komplette Macht im Staate. In Wahrheit ist er eine
Marionette der Chefs der Muslimbrüder. Sie sind unfähig zum
Kompromiss, weil sie die Mehrheit der Wähler hinter sich glauben.
Wahre Demokraten suchten einen Weg zur Einbindung der Minderheit.
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