Seit Beginn des Jahres ist das Renteneinstiegs-
alter wieder großer Zankapfel. Zwei Gründe dafür sind auszumachen:
Faktisch hat mit dem 1. Januar 2012 die Phase begonnen, in der das
Renteneintrittsalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre steigt (pro
Geburtsjahrgang um einen Monat). Politisch hat sich CSU-Chef Horst
Seehofer die Gunst der Stunde zu Nutze gemacht, um aus der
politischen Versenkung heraus seine Partei als besonders sozial
herauszuarbeiten, indem er den Rentenbeginn bei 65 Jahren belassen
will. Das bringt Zustimmung. Es ist richtig, dass über die Rente
diskutiert wird. Denn durch die Ereignisse der vergangenen Monate
rund um die dramatische Euro-Rettung und durch die gute
wirtschaftliche Lage in Deutschland ist das grundsätzliche Problem
der finanziell wackeligen Alterssicherung in Vergessenheit geraten.
Aber es ist weiterhin vorhanden. Denn es ist Fakt, dass die Menschen
immer älter werden, die Zeit in der ein Rentner Bezüge erhält wird
also immer länger. Und es ist Fakt, dass immer weniger junge Menschen
in der Arbeitswelt als Beitragszahler nachwachsen. Die Rentenkassen
kommen folglich auf der Ausgaben- und auf der Einnahmeseite unter
Druck. Die Diskussion darüber läuft jedoch entlang starrer
ideologischer Linien und grundsätzlicher Überzeugungen. Das geschieht
in erster Linie durch Verallgemeinerungen. Es liegt in der Natur der
Sache, dass ein System, das die Ansprüche von Millionen Menschen
befriedigen soll, nicht für jeden Einzelfall die passende Lösung
bereit hält. Es muss darum gehen, möglichst Vielen gerecht zu werden,
ohne auf der anderen Seite eine ausufernde Kontrollbürokratie
aufzubauen. Die Rente mit 67 wieder komplett zu kassieren, wäre der
falsche Weg. Die kleiner werdende junge Generation wäre damit
überfordert, für die heutige Babyboomer-Generation zu zahlen. Genauso
falsch ist es, alle Arbeitnehmer zu zwingen bis zum 67. Geburtstag zu
arbeiten. So wie es Menschen gibt, die gern länger arbeiteten als
heute, können und wollen es andere eben nicht. Zwischen diesen
Gruppen muss das System der Zukunft unterscheiden können. Wer zu
krank ist, um den Berufsanforderung zu genügen, muss leichter Zugang
zu kaum gekürzter Rente erhalten. Wer nachweist, sich erfolglos, aber
intensiv um einen neuen Job gekümmert zu haben, ebenfalls. Wer
lediglich einen längeren Lebensabend ohne Berufsanstrengung verleben
will – gerne, aber nicht auf Kosten der Allgemeinheit, also nur mit
saftigen Abschlägen. Wer länger arbeitet, bekommt eine höhere Rente.
Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen übrigens, dass die
Quote der älteren Beschäftigten deutlich schneller steigt als die der
anderen Alterskohorten. Diese Entwicklung wird bei gesunder
wirtschaftlichen Entwicklung weitergehen. Bei den Unternehmen wird
sich die Erkenntnis durchsetzen, dass ältere Mitarbeiter wertvoll
sind und sie helfen den Fachkräftemangel abzumildern. Eine absolute
Lösung wird dem Renten-Problem nicht gerecht, Beweglichkeit sehr
wohl.
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