Keine Frage, Parteichef Sigmar Gabriel ist der
Linken und den Gewerkschaften in der Rentenfrage weit
entgegengekommen. Franz Müntefering hat sein Konzept der Rente mit 67
einst verteidigt wie eine heilige Kuh. Doch die realen Verhältnisse
sind nun mal nicht so. Sie machen es erforderlich, mehr Ausnahmen
zuzulassen, als beabsichtigt war. Die neuen Rentenpläne sind eine
gute Nachricht für den berühmten Dachdecker, der keine Chance hat, im
Job das 67. Lebensjahr zu erreichen. Noch wichtiger als die
abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren dürfte gerade für
die Menschen, die sich kaputtgeschuftet haben, die
Erwerbsminderungsrente ohne Abzüge werden. Die SPD hat ihr
Rentenkonzept vor allem auf die Härtefälle abgestimmt, und das ist
richtig so. Die beiden aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten der
Partei, Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier, scheinen mit dem
Gabriel-Plänen gerade so leben zu können. Schwieriger wäre es, wenn
sich die Linke mit dem Plan durchsetzte, auch noch das heutige
Rentenniveau festzuschreiben. Das würde die Rentenbeiträge weit über
die Schmerzgrenze von 22 Prozent hinaustreiben. Wer aber die
Rentenbeiträge zu kräftig nach oben schrauben will, trifft vor allem
die Geringverdiener. Denn anders als bei den Steuern gibt es bei den
Sozialabgaben keine Freigrenzen. Sie müssen ab dem ersten Euro
bezahlt werden – auch von den Arbeitnehmern mit mickrigem Lohn. Die
SPD wird sowieso schon das Problem haben, dass der politische Gegner
die Pläne als unfinanzierbar darstellt. Doch einen Vorteil haben die
Sozialdemokraten: Sie besitzen immerhin schon mal ein Konzept gegen
die Altersarmut. Bei der Union ist nach dem furiosen Auftakt von
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen von durchgerechneten,
funktionierenden Rentenplänen kein Mucks mehr zu hören.
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