Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Rückhalt für Wulff bei Null Fall Merkel CARSTEN HEIL

Schweigen kann so laut sein. Niemand stützt in
diesen Tagen die Position Christian Wulffs. Kein einziges der 625
Mitglieder, die Wulff am 30. Juni 2010 in der Bundesversammlung im
dritten Wahlgang zum Präsidenten gewählt haben, sagt heute: Ich würde
ihn wieder wählen. Auch Angela Merkel schweigt. Sie weiß: Schnell
wird der Fall Wulff zu einem Fall Merkel und damit zu einem Problem
für die schwarz-gelbe Koalition. Sie hat Wulff durchgeboxt. Selbst
Koalitionäre verlangen von Wulff erneut eine Erklärung, in der er
diesmal nicht zu seinem umstrittenen Hauskredit Stellung nimmt,
sondern zu seinen ruppigen Versuchen, die Pressefreiheit
einzuschränken. Wer sich jetzt für Wulff ausspricht, kann leicht mit
ihm untergehen. Das wissen alle Politik-Profis in Berlin, die sich
jetzt sogar verleugnen lassen, wenn Journalisten sie um ihre Meinung
fragen. Lieber gar nichts sagen, als das Falsche. Selbst Peter
Altmaier, der Wulff jüngst in der Talk-Sendung „Günther Jauch“ noch
vehement verteidigt hat, schwieg gestern. Hinter den Kulissen wird
längst nicht mehr an einer Verteidigungslinie für Christian Wulff
gebastelt, sondern an einer Zukunft ohne ihn. Kanzlerin Merkel muss
sich darauf vorbereiten handlungsfähig zu sein, wenn Wulff aufgibt.
Das Schweigen dröhnt in den Ohren.

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