Die Ermordung des russischen Oppositionellen
Boris Nemzow auf offener Straße in Moskau ist weiter ungeklärt. Ob
die für die Tat im Schatten des Kremls Verantwortlichen je gefunden
werden, ist mehr als fraglich. Doch hat die Tat Gräben in Politik und
Gesellschaft des Riesenreiches offengelegt, deren Tiefe man bisher
nur ahnen konnte. So sehen westliche Russlandkenner in dem Land ein
Klima des Hasses aufkommen, etwa die langjährige
Moskau-Korrespondentin der ARD, Ina Ruck. In der Tat ist es
erschreckend, wenn sich Besucher der Trauerfeier für Nemzow als
„Verräter“ titulieren lassen müssen und von offenbar regierungstreuen
Gruppen den Satz entgegengeschleudert bekommen: „Sie sind der
Nächste!“. Die Menschen in Moskau und anderen Teilen des Landes
erfahren von diesen Dingen durch die regierungstreue Presse so gut
wie nichts. Gleichzeitig gehen viele Kenner des Landes davon aus,
dass die Bluttat zumindest nicht ohne Kenntnis der staatlichen
Geheimdienste ausgeführt werden konnte. Sind es eher prowestliche
Kräfte dort, die Putin politisch in Bedrängnis bringen wollen, weil
sie das Land wieder näher am Westen positioniert sehen wollen? Eines
scheint sicher: Putin wird alle Hebel in Bewegung setzen, um seine
Machtposition zu wahren. Die mangelnde Stabilität Russlands in Zeiten
der Ukrainekrise muss den Westen beunruhigen.
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