Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Scheitern von Rot-Grün in Berlin Unglaublich, aber wahr BERNHARD HÄNEL

Die rot-grüne Ära in Berlin ist vorbei, bevor
sie überhaupt begonnen hat. Exakt 3.200 Meter Beton haben die Bildung
der angeblichen Wunschkoalition im Roten Rathaus verhindert.
Unglaublich, aber wahr. Wer nach den Gründen sucht, wird viele
finden. Mehr jedenfalls als in den offiziellen Stellungnahmen der
gescheiterten Möchtegern-Koalitionäre zu lesen sind. Für Rote wie
Grüne war die Wunschkoalition eher das geringste Übel denn wirklich
eine Herzenssache. Ob auf Bundes- oder Länderebene: Die Zeiten sind
vorbei, da beide Parteien glaubten, gemeinsam historisches leisten zu
können. Heute sitzt beiden das Hemd näher als die Hose. Gerade in
Berlin. Gerade bei den Grünen. Deren Spitzenkandidatin hatte großes
vor, wollte nach Luise Schröder Berlins erste Regierungschefin
werden. Doch es reichte nur für Platz drei, auf dem man bekanntlich
wenig erreichen kann, wenn der Erstplatzierte über Alternativen
verfügt. Immerhin sind Berlins Grüne glaubwürdig geblieben. Anders
als ihre Freunde in Hamburg (Kraftwerk Moorburg) oder Rheinland-Pfalz
(Moselbrücke) blieben sie mit ihrem Nein zur Autobahn-Verlängerung
standhaft. Klaus Wowereit sollte sich darüber freuen, denn mit der
denkbar knappsten Mehrheit hätte er das Projekt mit den Grünen
ohnehin nicht durchziehen können. Jetzt läuft es also auf Rot-Schwarz
heraus. Angesichts der angeschlagenen wirtschaftlichen Situation der
Stadt nicht die schlechteste Alternative. Berlin braucht sichere
Arbeitsplätze. Dazu muss die Stadt mehr sein als nur sexy.
Zusätzliche Wirtschaftskompetenz und Seriosität kann dem Land nicht
schaden. Das bundespolitische Signal aus Berlin ist eindeutig: SPD
und Grüne sind sich fremd geworden, mehr als sie bislang ahnten. Für
die Grünen ist das verheerend, fehlt ihnen so jede Machtoption.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Weitere Informationen unter:
http://