Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Seehofer schließt neue Kandidatur aus Bis zum letzten Tag Alexandra Jacobson, Berlin

Beim bayerischen Ministerpräsidenten Horst
Seehofer sei es nicht die Frage, wann er gehe, sondern ob er
überhaupt gehe. Dieses Bonmot stammt von dem Politiker, der am
ehrgeizigsten daran arbeitet, die Nachfolge von Seehofer anzutreten:
Markus Söder. Deshalb sollte man Seehofers Bekenntnis, 2018 endgültig
auf den Ministerpräsidentenposten zu verzichten, nicht auf die
Goldwaage legen. Schließlich hat es Seehofer zu großer Kunst in der
Disziplin gebracht, sich selbst zu widersprechen. Seinen politischen
Abgang hatte Seehofer bereits im Oktober angekündigt, um kurz darauf
wieder einen Rückzieher zu machen. Er denke darüber nach, doch wieder
anzutreten, hieß es dann plötzlich. Das mag auch daran liegen, dass
sich Seehofer nicht an den Gedanken gewöhnen will, eines Tages
tatsächlich die Amtsgeschäfte abzugeben. Söder ist ihm zu
durchsetzungsstark und machthungrig, weshalb er auch gerne andere
Kandidaten ins Spiel bringt wie zum Beispiel die
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner oder den bayerischen
Innenminister Joachim Herrmann. Manche sagen, dass ihm Söder einfach
nur zu ähnlich sei, aber das würde Seehofer natürlich bestreiten.
Sollte Seehofer dieses Mal bei seiner Aussage bleiben, darf sich
niemand darauf verlassen, dass er dann zu einer lahmen Ente mutiert.
Obwohl es sich sonst so gehört für einen Politiker auf Abruf. Eines
ist sicher: Seehofer wird die Republik weiter mit seinen Projekten
piesacken, deren Sinn sich jenseits der bajuwarischen Landesgrenzen
eher weniger erschließt. Das Betreuungsgeld oder die Ausländermaut
sind dafür gute Beispiele. Seehofer wird Seehofer bleiben, bis zum
letzten Tag in der Staatskanzlei.

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