Das gibt es also auch noch in dieser häufig so
dilettantisch wirkenden Regierung: den Typ des ruhigen, kompetenten
Machers. Man muss nicht mit jeder Standortschließung im Besonderen
oder der Bundeswehrreform im Allgemeinen einverstanden sein, aber
man muss anerkennen, dass Verteidigungsminister Thomas de Maizière
eine schwierige Aufgabe mit Bravour gelöst hat. Wie viel Porzellan
ließe sich mit der Schließung von Standorten zerschlagen. Doch de
Maizière hat seine Kriterien klar und nachvollziehbar gemacht:
Funktionalität, Kosten, Attraktivität, Präsenz in der Fläche. Für
jedes Detail hat er sich interessiert – bei Augustdorf war er erst
zufrieden, als die Düsseldorfer Landesregierung sich schriftlich
verpflichtete, die Naturpark-Interessen nicht über die militärische
Nutzung zu stellen. Man kann dem CDU-Minister auch beim besten Willen
nicht vorwerfen, seine Entscheidungen nach parteipolitischen
Vorlieben getroffen zu haben. Sonst wäre kaum zu erklären, warum von
der Reduzierung der Stützpunkte vor allem Schleswig-Holstein und
Bayern betroffen sind. Nur ein Fleck prangt auf der ansonsten weißen
Weste: Der ursprünglich von de Maizière geplante vollständige Umzug
des Ministeriums von Bonn nach Berlin kommt (noch) nicht zustande,
obwohl der Umzug schon aus Kostengründen dringend geboten wäre. Da
haben dem Minister die Parteifreunde aus NRW dazwischengefunkt. Noch
weiß niemand, wohin sich die Bundeswehr in Zukunft entwickelt. Die
Zeit der langanhaltenden Kriegseinsätze wie in Afghanistan scheint
sich dem Ende zu nähern. Aber die Truppe wird im Ausland präsent
bleiben, nicht nur am Horn von Afrika, sondern etwa auch zur
Absicherung des Friedens im Kosovo. Die Bundeswehrreform vollzieht
sich insgesamt als eine Operation am offenen Herzen. Bisher hat der
Patient gute Überlebenschancen.
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