Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Streit um das Vermächtnis des Altkanzlers Kohls Abrechnung THOMAS SEIM

Es war still geworden in letzter Zeit um
Altkanzler Helmut Kohl. Jetzt bestätigen Zitate aus Gesprächen mit
einem selbstgewählten Biografen, was man schon wusste: Ein
verbitterter, aber kühl analytischer Ex-Regierungs- und Ex-Parteichef
hält seine CDU-Nachfolge für unfähig. Kohl rechnet gnadenlos ab.
Interessant daran sind zwei Dinge: Kohl, richtiger Kohls Frau Maike
Richter, wollte die Veröffentlichung der Abrechnung blockieren. Beide
führen einen heftigen Rechtsstreit gegen die Veröffentlichung. Nun
gleitet ihnen das aus der Hand. Zweitens: Das Recht von historischen
Figuren an der eigenen Geschichte ist begrenzt, selbst wenn sie eine
Interpretation – und sei es durch die Ehefrau – blockieren wollen.
Auch Willy Brandts Frau musste das einst lernen. Wichtig für die
aktuelle Politik ist das nicht. Für das historische Wissen und dessen
Analyse aber ist es von großer Bedeutung. Man muss hoffen, dass auch
Gerichte dies so sehen und alle Dokumente freigeben.

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