Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: UN-Konferenz in Doha Das Klima ändert sich HANNES KOCH, BERLIN

Weit weg ist die Klimakonferenz von Doha – nicht
nur geografisch, sondern auch politisch. Der internationale
Klimaschutz steckt in der Sackgasse – es fehlen politische
Fortschritte und praktische Erfolge. Warum mangelt es der
Klimapolitik heute an Energie, nachdem sie zwei Jahrzehnte ein
treibendes Element der globalen Kooperation darstellte? Antwort 1:
Klimaschutz kostet Geld und Anstrengung. Trotz jahrelanger
Verhandlungen und Dutzender Konferenzen steigen die weltweiten
CO2-Emissionen weiter an. Dieser Trend ist ungebrochen. Er ist eine
Folge des herrschenden Wachstumsmodells, das die meisten Staaten
ähnlich praktizieren. Eine gute Entwicklung wird dabei gleichgesetzt
mit höherer Produktion und zunehmendem Konsum. Klimaschutz kann aber
Verzicht bedeuten. Antwort 2: Das alte Modell ist schizophren, aber
attraktiv. Trotz aller Beschwörungen und Appelle lässt sich das
klimaschädliche, auf dem Verbrauch von Kohle, Erdöl und Erdgas
basierende Wachstumsmodell nur schwer umbauen. Es bietet einfach zu
viele unmittelbare Vorteile. Millionen Menschen in Entwicklungs- und
Schwellenländern freuen sich darauf, bald auch ein Auto fahren und
eine Wohnung mit Klimaanlage bewohnen zu können. Antwort 3: Die
Finanzkrise fördert nationalen Egoismus Vor der erfolglosen
Klimakonferenz von Kopenhagen 2009 wurde ein Satz des italienischen
Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi so überliefert: „Wieso soll
jemand, der eine Lungenentzündung hat, über eine Dauerwelle
nachdenken?“ Die internationale Kooperation für Klimaschutz wurde
plötzlich als Luxus-Engagement betrachtet. Antwort 4: Die Debatte
dreht sich. Die Vertreter des konventionellen Modells holten wieder
auf. Und der Öffentlichkeit wurde das Klimathema teils langweilig.
Auch die Rettung der Welt verliert irgendwann ihren Reiz.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Weitere Informationen unter:
http://