Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was
lernen muss. So dichtete einst Wilhelm Busch. Auch hundertfünfzig
Jahre danach wird in Wahlprogrammen regelmäßig das Bildungssystem als
Garant des deutschen Wohlstands verpflichtet. Da werden Universitäten
zu Elite-Unis emporgehoben und kluge Köpfe wie Rohstoffe gehandelt –
an der Lebenswirklichkeit der meisten Hochschulbediensteten geht das
komplett vorbei. Wer kein Idealist ist, lässt besser die Finger von
der Unilaufbahn. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft schätzt,
dass unterhalb der Professorenebene neun von zehn angestellten
Uni-Dozenten nur Zeitverträge besitzen. Karriere- und Familienplanung
ist unter diesen Umständen schwer. Das Uni-Prekariat beginnt direkt
nach dem Studium. Wer nicht gerade in den technischen Berufen
promoviert, muss sich mit einer halben Stelle und knapp über 1.000
Euro am Monatsende begnügen. Viele Lehrende haben so weniger zur
Verfügung, als mancher ihrer Studenten – schlichtweg absurd. 20
Stunden stehen im Arbeitsvertrag, erwartet wird von den Doktoranden
aber eine volle 40 Stunden-Woche – mindestens. Wer sich verweigert,
kann die Hoffnung, doch irgendwann durchs kleine Nadelöhr zur
Professur zu schlüpfen, sofort begraben. Wenn Universitäten aber
nicht bald bessere Perspektiven bieten können, wird auch der
Bildungssektor den Qualitätsabfluss schneller zu spüren kriegen, als
ein Professor Fachkräftemangel an die Tafel schreiben kann.
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