Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Unruhen in Kairo Langer Weg CARSTEN HEIL

Die Bilder sind fürchterlich: Panzer, die
rücksichtslos in eine Menschenmenge rasen; Soldaten, die aus
brennenden Panzern fliehen und vom wütenden Mob gestellt und gelyncht
werden; eine staatliche Ordnungsmacht, die nicht in der Lage (oder
nicht Willens) ist, für Ordnung zu sorgen. Dabei ist genau das eine
der wichtigsten Aufgaben eines Staates. Der arabische Frühling hat in
Ägypten seine Unschuld verloren. Zwar ist nicht wirklich geklärt, wer
oder welche Seite für die mörderischen Unruhen vom Sonntag Abend in
Kairo verantwortlich ist. Aber der herrschende Militärrat hat sich
einmal mehr als überfordert gezeigt. Oder es ist noch schlimmer und
die Militärs dulden die Eskalation der Gewalt bewusst, um von eigenen
Fehlern abzulenken. In Kairo sind immer noch die Mubarak-Seilschaften
an der Macht. Der Weg zur Demokratie ist länger als die Optimisten
noch im Frühjahr glaubten. Wo soll auch Demokratie herkommen, wenn
niemand jemals Erfahrungen mit ihr sammeln konnte. Ägypten ist immer
autokratisch regiert worden. Die Zweifel an der Lauterkeit der
Militärs sind berechtigt. Warum sollten sie sich auch von der Macht
vertreiben lassen?

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