Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Verteidigungsministerin zieht sich Ärger in der Koalition zu Leyenhafte Wortspiele MATTHIAS BUNGEROTH

Es läuft nicht rund für die
Bundesverteidigungsministerin. Mit ihren Interviews und öffentlichen
Auftritten zieht sich Ursula von der Leyen nun auch zunehmend Kritik
der Koalitionsparteien zu. Insbesondere SPD-Chef Sigmar Gabriel und
CSU-Chef Horst Seehofer rügen den verteidigungspolitischen Kurs der
CDU-Politikerin. So er denn überhaupt erkennbar ist. Hier liegt die
Wurzel des über längere Zeit aufgestauten Koalitionsärgers. Denn
erinnern wir uns: Mit dem Zeitpunkt ihres Amtsantritts machte von der
Leyen vor allem Schlagzeilen damit, die Bundeswehr „zu einem der
attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland“ entwickeln zu wollen. Von
Kitas und Teilzeitarbeit war die Rede und „Fragen ganz moderner
Unternehmensführung“. Nicht dass diese Aspekte grundsätzlich falsch
wären. Doch die leyenhaften Wortspiele der Verteidigungsministerin
erweckten den Eindruck, als könne man eine Verteidigungsarmee
ausschließlich im Managerstil führen. Aussagen zu dem, was die
Bundeswehr ausmacht, hörte man kaum. Kriege, Krisen und Konflikte
sind aber das Kerngeschäft, mit dem sich jede Armee geistig jeden Tag
auseinandersetzen muss. Das klassische Prinzip der inneren Führung
der Bundeswehr, das vom Konzept des Bürgers in Uniform ausgeht, ist
in Zeiten zunehmender Krisenherde in der Welt wichtiger und aktueller
denn je. Soldaten müssen in der Lage sein, die von ihnen ausgehende
Anwendung und die Folgen militärischer Gewalt, etwa auf
Kriegsschauplätzen wie in Afghanistan, selbst abzuwägen. Hierzu gibt
es aber zu wenig qualifizierte Aussagen der Verteidigungsministerin.
Deshalb nehmen ihr die Koalitionäre Fototermine, die sie als
entschlossene Befehlshaberin bei der Entsendung militärischer
Hilfsgüter in den Nordirak zeigen, oder Interviews, in denen sie
deutsche Fußballer als „schießendes Personal“ bezeichnet, übel. Zu
Recht. Die Bundeswehr braucht mehr geistig-politische Führung.

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