Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Waffengesetze in den USA Tödliche Starre DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON

Angenommen, halbautomatische Schnellfeuergewehre
werden künftig in den USA aus dem Markt gezogen und die
Durchschlagskraft von Rambo-Patronen-Magazinen wird begrenzt.
Angenommen, Amerika zieht die Mauern zum Waffenzugang höher, näht die
Dutzenden Schlupflöcher in 50 verschiedenen Gesetzen zu und hält über
ein bundesweit geltendes Register psychisch unzuverlässige
Zeitgenossen vom Abzug fern. Angenommen, die mächtigste Nation der
Erde kommt nach den unzähligen Amokläufen zur Vernunft und entwaffnet
seine menschenverachtenden Waffengesetze – eine wahnsinnige Tat wie
die in der Grundschule in Newtown wäre jederzeit wieder möglich.
Amerika ist nicht Australien. Das Land „down under“ hat nach einer
ähnlichen Tragödie nicht nur die Gesetze radikal verschärft, sondern
mit Hilfe vom Steuergeld Hunderttausende Waffen zurückgekauft. Beides
hatte den erhofften Erfolg: keine Massaker mehr. In den USA liegen
300 Millionen Feuerwaffen in Privathaushalten. Selbst einen Bruchteil
davon aus dem Verkehr zu ziehen wird nicht gelingen, solange die
mächtigste Nation der Erde nicht willens ist, sich von überkommenen
Mythen und Fetischen zu trennen. Amerika benötigte dazu eine
Entmilitarisierung der gesamten Gesellschaft, die – ob mit Worten
oder Pistolenkugeln – durch die Bank erst schießt und dann fragt. Der
Trend geht in die andere Richtung. Die weitverbreitete Überzeugung,
dass strenge Waffengesetze der erste Schritt zur Entmündigung und
Unterdrückung der Bürger sind, hat sich über Jahrzehnte wie eine
Lavakruste über das Land gelegt. Obama und alle der Vernunft
Zugewandten müssen trotzdem alles versuchen, um die tödliche Starre
aufzubrechen.

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