Jahn-Behörde – man wird sich an den Namen
gewöhnen müssen. Denn die Behörde, der der künftige Bundesbeauftragte
für die Stasi-Unterlagen vorsteht, ist noch immer eine besondere
Einrichtung. Wer dieser Institution vorsteht, wie anfangs Joachim
Gauck und noch bis zum Frühjahr Marianne Birthler, der ist mehr als
nur ein Behördenleiter. Er oder sie steht symbolisch für das Erbe der
DDR-Bürgerbewegung, die diese Akten vor der Vernichtung bewahrte, und
hat die brisante Aufgabe, Biografien zu bewerten – und zwar so, dass
Opfer wie Täter damit leben können. Deshalb darf die sehr
überzeugende Wahl Roland Jahns zum Chef der Stasi-Akten-Behörde schon
jetzt als Glücksfall bezeichnet werden. Denn die Biografie des
Journalisten prädestiniert ihn geradezu für die Aufarbeitung der
ehemaligen SED-Diktatur: Jahn gilt als einer der unerschrockensten
DDR-Bürgerrechtler, war zuvor aber auch ein Rädchen, das sich in der
FDJ und an der Uni mitdrehte. Beharrlich und ohne Schaum vor dem Mund
will Jahn das Vermächtnis der ostdeutschen Opposition retten. Denn in
rund zehn Jahren werden die Stasi-Akten im Bundesarchiv sein, und
damit sie dort zugänglich bleiben, sind komplizierte rechtliche
Regelungen nötig. Diese wird Jahn politisch durchsetzen und – wenn er
keine groben Fehler macht – in seiner zweiten Amtszeit als Chef die
eigene Behörde abwickeln müssen. Aber an Mut hat es dem früheren
Regime- und Stasi-Gegner nie gemangelt.
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