Verschleuderte Zeit, verschwendetes Geld? Das
mag man denken, wenn auch dieses Jahr wieder tausende Reiche und
Mächtige im Schweizer Skiort Davos zusammenkommen – von Mittwoch bis
Sonntag bewacht von einer millionenteuren Armada aus Polizei und
Militär. Aber trotz allen vielleicht überflüssigen Geredes hat das
Weltwirtschaftsforum 2012 doch eine besondere Bedeutung. Schon vor
Beginn des Treffens zeichnet sich eine Art globaler politischer
Konsens darüber ab, wie die europäische Schuldenkrise zu lösen sei.
Wichtige Organisationen, darunter der Internationale Währungsfonds,
Notenbanken und die Internationale Arbeitsorganisation, haben Davos
als Anlass für ihr Plädoyer gewählt. Nicht nur IWF-Chefin Christine
Lagarde weist dabei auf zwei schlichte Punkte hin. Erstens: Europa
sollte rund 400 Milliarden Euro mehr mobilisieren, um überschuldete
Euro-Länder vor einer Katastrophe zu bewahren. Zweitens: Die
Europäische Zentralbank muss sich mit mehr Geld engagieren, als sie
es bisher getan hat. Beide Botschaften treffen nicht auf die
Zustimmung von Kanzlerin Angela Merkel. Schätzungsweise wird sie das
bei ihrer Eröffnungsansprache in Davos am Mittwoch auch formulieren.
Merkel denkt an die Ablehnung, die viele Bundesbürger derartigen
Ideen entgegenbringen. Noch mehr öffentliches Geld, kommt dann nicht
die Inflation? Nun sollte man aber zur Kenntnis nehmen, dass der
versammelte globale Wirtschaftssachverstand mehr finanzielles
Engagement von Europa verlangt. Sich diesem Ratschlag zu verschließen
grenzte daran, die Realität zu ignorieren. Deshalb ist es nicht
unwahrscheinlich, dass Angela Merkel erst hinhaltenden Widerstand
leistet und später auf den Konsens von Davos einschwenkt. Käme es so,
hätte das Weltwirtschaftsforum wieder einmal einen Sinn gehabt.
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