Das erste „Familien-PISA“ der OECD liegt auf dem
Tisch – und wieder ist Deutschland bestenfalls Mittelmaß. Nicht bei
den Ausgaben für die Förderung, sondern beim Nutzen der
Investitionen. Auf knapp 300 Seiten und mit vielen Tabellen wird die
Förderung und Lebenssituation von Eltern in den 33 wichtigsten
Industrienationen analysiert. Das Ergebnis: Je früher der Staat in
Familien mit Kindern investiert, desto effizienter ist die Hilfe.
Gezielte vorschulische Förderung wirkt sich positiv auf
Lernfähigkeiten und soziales Verhalten aus. Eigentlich eine
Binsenweisheit. Dennoch ist die deutsche Praxis eine andere.
Hierzulande wird viel Geld verpulvert für die Nachbesserung
versäumter Förderung in frühen Bildungsjahren. Gymnasiallehrer
beziehen ein weit höheres Einkommen als Erzieherinnen in
Kindertagesstätten und Grundschullehrerinnen. Staat und Wirtschaft
wiederum müssen Förderprogramme auflegen für Jugendliche, die nach
neun oder zehn Schuljahren nicht ausbildungsfähig sind. Keines ihrer
Ziele haben die Familienförderpakete erreicht. Auch nicht das
vielgepriesene Elterngeld, mit dem die frühere Familienministerin
Ursula von der Leyen die Lust auf Kinder hatte steigern wollen.
Deutschlands Frauen ließen sich dadurch nicht stimulieren, und das
ist nur verständlich. Kinder zu haben geht in Deutschland, mehr als
irgendwo anders auf der Welt, zu Lasten der Karriere und der
finanziellen Ressourcen von Frauen. Fatal, denn die Zahl
bestausgebildeter Frauen steigt stetig. Schlechte Familienpolitik
schadet also gleich doppelt. Die politischer Interessen unverdächtige
OECD-Studie findet kein gutes Haar an der deutschen
Familienförderung. Tun wir es also: Ansätze des Umsteuerns sind
erkennbar, etwa beim Bildungsgeld. Dass dies zu gering ist, ist
wiederum typisch deutsch.
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