Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar zu Mubarak Mehr als Bilder INDRA KLEY

Ein fahlhäutiger alter Mann im Gitterkäfig, der
schwerfällig seinen Kopf vom Krankenbett erhebt, um der Anklage zu
lauschen – die Bilder vom Prozessauftakt gegen den einst allmächtigen
Husni Mubarak gehen um die Welt. Wie die vom Anfang des Jahres, als
Tausende gegen das Regime des Despoten auf die Straßen von Kairo
zogen, ziehen sie die Menschen in ihren Bann. Für die stolzen Ägypter
sind sie der Beleg für die Stärke ihres Volkes. Ihren Expräsidenten
nach 30 Jahren Alleinherrschaft, 18 blutigen Revolutionstagen und
fast sechsmonatigem Versteckspiel in Scharm el Scheich schlussendlich
doch noch in Kairo auf der Anklagebank zu sehen ist eine Genugtuung.
Zu sehr sind sie in den Monaten nach dem Volksaufstand enttäuscht
worden. Die Vertreter des alten Establishments ziehen noch immer an
vielen Fäden, eine politikfähige Opposition fehlt, Reformen lassen
auf sich warten. Umso wichtiger ist es, dass dem Verhandlungsauftakt
mehr folgt als die öffentlichkeitswirksame Inszenierung des
gefallenen Präsidenten. Mit einem fairen und transparenten Prozess
kann der ehemals autokratische Staat zeigen, dass er auf dem Weg zu
demokratischen Strukturen ist – sich selbst, dem Volk und der
internationalen Gemeinschaft. Einen Schauprozess braucht niemand.

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