Dass die SPD in Mecklenburg-Vorpommern so gut
abgeschnitten hat, liegt vor allem an der Beliebtheit von
Ministerpräsident Erwin Sellering. Dabei hat der gebürtige Westfale
einen harmoniesüchtigen und wenig aussagekräftigen Wahlkampf geführt.
Doch in den Bundesländern geht es vor allem um die Identifizierung
der Wähler mit dem Spitzenpersonal. Inhalte spielen da nur eine
untergeordnete Rolle. Der zurückhaltende Wessi Sellering spiegelt die
Seelenlage der Menschen im Land vortrefflich wider. Das liegt an
seiner Mischung aus grundsolider Politik und Populismus. Die DDR will
Sellering partout nicht als Unrechtsstaat bewerten. Das ist im Westen
äußerst kritikwürdig, kommt aber im Osten gut an. Doch das Ergebnis
ist auch der politischen Großwetterlage geschuldet und eine Ohrfeige
für Schwarz-Gelb in Berlin. Rot-Grün liegt im Trend. Erstmals haben
es die Grünen in den Schweriner Landtag geschafft. Dass es für
Rot-Grün vermutlich trotzdem zu knapp wird, schmälert die Freude der
Grünen nur unwesentlich. Die Linke hat im Nordosten unter dem
Pragmatiker Holter leicht dazu gewonnen. Sie wird über jedes
Stöckchen springen, um mit Sellering gemeinsam regieren zu dürfen.
Der Landesvater hat nun die Qual der Wahl. Eine Fortsetzung von
Rot-Schwarz ist nicht auszuschließen, schließlich wünscht sich die
Mehrheit der Wähler im Nordosten genau diese Option. Die CDU hat
stärkere Verluste hinnehmen müssen als erwartet. Seit der
Bundestagswahl verliert die CDU in allen Bundesländern. Das größte
Desaster spielt sich aber für die FDP ab, die auf ein Drittel
geschrumpft ist. FDP-Chef Rösler wird große Probleme haben, diese
Katastrophe Westerwelle allein zuzuschreiben. Die schlechteste
Nachricht kommt von der NPD. Es sieht so aus, als wären die
Rechtsradikalen wieder im Schweriner Landtag vertreten.
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